Teil 2

Ich war nun schon den dritten Tag hier und musste so langsam wieder an den Rückflug denken. Eine große Verbesserung konnte ich bei mir allerdings nicht feststellen, wobei der Abstand natürlich gut getan hatte. Aber ich wollte jetzt auch wieder zurück zu den Kindern und mich dem stellen, was mich erwarten würde. Ich würde Manu anrufen, um mit ihm einen Termin zu finden, wo wir das alles besprechen konnten. Und ich würde ihn von seinem Versprechen befreien. Schon allein bei dem Gedanken daran fuhr mir ein schmerzhafter Stich durch mein Herz, da würde das Gespräch sicher hart werden. Aber ich wusste auch, dass ich es nicht hinauszögern konnte.

Dann klopfte es an die Tür. Wahrscheinlich die Pensionsbesitzerin. Ich hatte ihr nämlich gesagt, dass ich bald zurückfliegen würde und hatte sie gebeten, mir die Karte eines Taxiunternehmens zu geben.

"Einen Moment, bitte!", rief ich auf englisch und schloss die Tür auf, die ich schon abgeschlossen hatte.

Mich traf fast der Schlag, als dort Manu stand!

"Manu!", keuchte ich und starrte ihn wie hypnotisiert an.

"Tu`mir das nie wieder an!", sagte er ebenso ergriffen und riss mich in seine Arme. Ich war glücklich und verwirrt zugleich. Ihn zu spüren war so wunderbar, und ich hatte ihn schrecklich vermisst.

"Manu, du bist mir nachgeflogen...", stammelte ich.

"Ja, denn ich hatte ja sonst keine Chance, mit dir zu reden!", sagte er nicht ohne Vorwurf. Und er hatte natürlich recht: Ich war ihm aus Angst ausgewichen.

"Weil ich Kraft für dieses Gespräch hier gebraucht habe! Immerhin hast du Sophie geküsst...", verteidigte ich mich, doch er sagte sofort:

"Sie mich! Das war alles ein abgekartertes Spiel und du bist voll in die Falle getreten!"

"Falle...", stammelte ich und dachte an das Gespräch mit Sophie. Dass sie Manu wollte, war ganz klar. Nur jetzt stellte sich die Frage: Wollte er sie auch?

"Ja, Falle! Ich habe dich doch nicht betrogen! Ich will nicht das Geringste von dieser intriganten Person. Aber dass du mir da nicht vertraut hast, dass du wirklich gedacht hast, ich hätte was mit ihr - das hat weh getan, Meg!"

"Ich weiß, dass du nicht der Typ bist, der seinen Partner betrügt. Aber ich ging davon aus, dass du die Verlobung lösen wolltest, weil du dich in Sophie verliebt hast. Immerhin habt ihr euch geküsst.", sagte ich.

"Sie hat mich geküsst!", stellte er sofort wieder klar. "Du dachtest wirklich, ich habe mich in Sophie verliebt?"

"Naja...", stammelte ich mit klopfendem Herzen, "dieser Kuss..."

"Meg!", unterbrach er mich bestimmt, "Ich gebe zu, dass das für dich nicht schön war, aber das war alles so von ihr eingefädelt. Ich habe keine Ahnung, was sie damit bezweckt hat. Erfahren werden wir es wohl nie, denn ich habe sie sofort gefeuert".

"Du auch?", freute ich mich.

"Wie? Du etwa auch?", fragte er sofort, und ich nickte.

"Und ich weiß, warum sie das getan hat. Sie hat mit mir sehr deutlich darüber gesprochen".

"Das hat sie? Warum hat sie mir diesen Kuss gegeben?", wollte Manu wissen.

"Sie wollte mit dir schlafen", antwortete ich, "Und natürlich mehr Gehalt. Dafür hätte ich dich behalten dürfen", sagte ich in knappen Worten, was mir Sophie vorgeschlagen hatte. Emmanuels Kiefer arbeitete, was ich an seinen Wangenmuskeln sehen konnte.

"Bitte, was?", fragte er nach. Ich nickte nur, um ihm zu verstehen zu geben, dass er schon richtig verstanden hatte. "Das ist ja... was für eine Frau ist das denn?", fragte er und ich hörte ihm an, dass er sich selbst anweisen musste, die Ruhe zu bewahren.

 

"Du hättest sie haben können", sagte ich leise. "Und sie ist doch soviel hübscher als ich! Warum also...", er unterbrach mich sofort.

"Meg! Was für ein Blödsinn! Habe ich dir denn immer noch nicht bewiesen, dass du die Einzige für mich bist? Was muss ich da noch tun? Sophie hat mich nur auf geschäftlicher Basis interessiert, weil sie gut gearbeitet hat, alles andere war mir egal! Warum kannst du mir das denn nicht glauben?". Er war aufgebracht, und ich konnte es ihm nicht verdenken. In meinem Hirn arbeitete es, und seine Worte flogen durch meinen Kopf. Ich trat auf ihn zu.

"Ich glaube dir. Aber ich hielt sie eben für so... soviel besser als mich. Die Beste für den Besten", nun stockte ich wieder, weil es nun Manu war, der näher kam. Mir war seine Nähe mehr als bewusst, ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut und konnte kaum mehr klar denken.

"Blödsinn", wiederholte er noch einmal und ließ seinen Blick über mein Gesicht schweifen, so dass es mich schon ganz kribbelte. "Ich wollte dich eigentlich zappeln lassen", sagte er dann mit leicht belegter Stimme, und ich nahm ihn sachte in den Arm. "Wollte es dir ein bisschen schwer machen, so, wie du es mir schwer gemacht hast. Aber jetzt stehst du vor mir, und ich bin einfach nur froh, dich wieder zu haben. Ich würde mich selbst quälen, wenn ich mich jetzt zurückhalten würde". Seine Stimme war immer leiser geworden, und ich sah ihm in seine wunderschönen Augen.

Notenbild ist verlinkt und führt zu einem Video.

Achtung: Durch den Klick auf das Bild kommt ihr auf eine andere Homepage!

Und dann küssten wir uns. Es war ein besonderer Kuss, ähnlich wie der erste, den wir uns gegeben hatten. Aber schon allein dieses Gefühl, ihn nicht verloren zu haben, das Wissen, dass er mich liebte, seine Lippen auf den meinen - das alles war so unglaublich schön. Ich zitterte vor Aufregung und Glück und genoss das Kribbeln, dass in diesem Moment meinen Körper überflutete.

"Ich liebe dich so!", sagte ich zu ihm, während wir nach diesem langen Kuss wieder zu Atem kommen mussten.

"Und ich dich", sagte er. "Glaube mir das bitte!"

"Versprochen", sagte ich, bevor ich ihn wieder küsste.

Während sich mein Herzschlag so langsam wieder von der Überraschung seines plötzlichen Erscheinens erholte, wurde der Kuss immer leidenschaftlicher. Ich knöpfte ihm die Knöpfe seines leichten Sommerhemdes auf, denn es kam mir so vor, als wären wir schon seit einer Ewigkeit nicht mehr zusammen gewesen.

Dann hob mich Manu mit einer Leichtigkeit hoch und trug mich zum Bett. Wo wir dann unsere ganz persönliche Versöhnung feierten.

Selig kuschelte ich mich danach an ihn. Es tat so gut, ihn wieder zu spüren. Er tat mir gut.

 

Ich erzählte ihm nun ausführlicher von dem Gespräch mit Sophie und was sie vorgeschlagen hatte. Fassungslos hörte er mir zu, warf immer wieder so etwas ein wie "Mein armer Liebling!", "Diese Schlange!", "Was glaubt die eigentlich, wer sie ist?". Als ich zu der Stelle kam, als ich zu Sophie gesagt hatte, dass er so etwas niemals machen würde, sah er mich an.

"Das hast du in dem Moment zu Sophie gesagt?", hakte er nach. Ich nickte.

"Ja, das habe ich. Warum fragst du? Es war mir so klar, dass du so etwas nie machen würdest". Manu küsste mich ergriffen.

"Du weißt gar nicht, was mir das bedeutet. Dass du sogar in dieser für dich sehr schweren Ausnahmesituation an mich geglaubt und mir vertraut hast". 

"Du weißt, dass ich dir vertraue", sagte ich ihm. Er sah mich intensiv an.

"Aber du glaubst mir nicht, dass ich dich sehr liebe". Ja, das musste er wohl denken, ich war ja selbst schuld. 

"Doch", sagte ich deshalb ernst. "Jetzt schon. Wenn du sogar Sophie wiederstehen konntest..."

"Was hast du nur immer mit diesem Modepüppchen? Habe ich dir jemals gesagt, dass ich sie hübsch finde? Nein? Frage dich mal, warum! Ich werde viel eher von schüchternen, lieben Frauen angezogen, in deren Blick schon soviel Wärme ist, dass es mich umhaut, wenn ich sie zum ersten mal sehe". Während er das sagte, strich er sanft mit seinem Daumen über meine Wange bis hin zu meinen Lippen. Dann küsste er mich ganz zart, und ich wusste, dass ich nie wieder daran zweifeln würde, ob er mich wirklich liebte.

Da wir am nächsten Tag noch ein paar Stunden Zeit hatten, bis uns der Flieger wieder nach Hause bringen würde, liefen wir noch ein wenig in Kangbok herum und genossen diese wunderbare Stadt. Meine Seelenfriedenstadt, wie ich sie in Gedanken getauft hatte. Denn irgendetwas zog mich hierher, wenn es mir schlecht ging. Was nun hoffentlich nicht mehr nötig war.

Bevor wir dann wirklich zum Flughafen mussten, sahen wir uns noch die Kampfkunstakademie an. Hier konnten verschiedene Kampfsportarten erlernt werden.

 

Außerdem erfuhr ich jetzt auch, was sich nach meiner Abreise zu Hause abgespielt hatte. Emmanuel war nach Hause gekommen, wo er Samuel angetroffen hatte und von ihm wissen wollte, wo ich war. Sam hatte zu ihm gesagt, dass er das einem Fremdgänger wie ihm nicht sagen würde. Typisch Sam! Manu hatte ihm dann gesagt, dass er aufhören solle, so einen Quatsch zu reden und dringend mit mir reden müsste. Es wäre alles ein großes Missverständnis. Sam hatte aber zuerst darauf beharrt, die Geschichte aus Manus Sicht zu hören, und ihm dann schließlich geglaubt. Da Sam gewusst hatte, wo ich war, hatte er Manu meinen Aufenthaltsort gesagt. Manu hatte nicht gezögert, alle Termine zu streichen und war mir hinterhergeflogen.

Zu Hause hatte uns der Alltag bald wieder. Die Hochzeitsvorbereitungen liefen auf Hochtouren, die Einladungen waren gedruckt und mussten nun verteilt werden.

 

Heute war ein Besuch in Sim City an der Reihe. In einem Vorort davon lebte Emmanuels alter Studienfreund Silas Wilson. Auch wenn sich die beiden nicht oft sehen konnten, war die Freundschaft nie ganz eingeschlafen. Diesen Besuch wollten wir nicht nur nutzen, ihm die Einladung zur Hochzeit zu geben, sondern ihn auch noch etwas Geschäftliches zu fragen.

 

Silas hatte wie Emmanuel Betriebswirtschaft studiert und hatte sich ähnlich ehrgeizig wie Manu bereits nach oben gearbeitet. Er war der Abteilungsleiter der Rechnungskontrolle bei einem mittelgroßen Computerhersteller.

Die Freude war natürlich groß, wenn sie sich dann endlich sehen konnten, und dementsprechend fiel auch diese Begrüßung aus.

"Emmanuel! Ich freue mich!", sagte Silas.

"Ich freue mich auch, Silas!", begrüßte ihn Manu. "Es ist schon wieder ganz schön lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, oder?". Silas nickte und dachte kurz angestrengt nach.

"Das war an deinem Geburtstag. Vor einem dreiviertel Jahr also", sagte er dann.

"Viel zu lange schon wieder", gab Emmanuel zurück.

"Megara!", kam er dann zu mir, "Schön, dass wir uns auch mal wieder sehen! Wie geht es euren Kindern?"

"Danke, gut", antwortete ich und gab Silas die Hand.

"Das freut mich zu hören", sagte Silas. "Aber jetzt kommt herein!", forderte er uns auf, und wir gingen in das Haus, welches sein Elternhaus war, er dort aber eine eigene, kleine Wohnung bewohnte.

Wir setzten uns in seinem Wohnzimmer auf das Sofa, und Silas stellte uns noch Getränke bereit, bevor wir erst ganz allgemein Neuigkeiten von uns, der Arbeit und den Familien austauschten. Und irgendwann wollte er wissen, ob es bei uns was Neues gäbe. Unser Stichwort!

"Tja...", sagte Manu geheimnisvoll und begann zu grinsen. "Also, wenn du so fragst... wir hätten da wirklich noch eine Neuigkeit für dich".

Silas grinste leicht.

"Wirklich? Werdet ihr etwa noch mal Eltern?", wollte er wissen, und Manu und ich lachten auf.

"Nein, das nicht! Wir sind glücklich mit unseren dreien. Rate weiter, jetzt ist es nicht mehr ganz so schwer!", forderte ihn Manu auf. Und Silas grinste noch breiter.

"Doch, sehr schwer. Ich hätte gern den Telefonjoker, wenn es geht", meinte er und lachte uns an. "Darf man etwa zu einer Verlobung gratulieren?"

"Darfst du", sagte ich zu ihm, und Silas strahlte uns an.

"Na, das freut mich jetzt aber! Herzlichen Glückwunsch!"

"Danke", sagte Manu. "Und du bist natürlich eingeladen. Es würde uns sehr freuen, wenn du kommen könntest". Er überreichte ihm eine der Einladungskarten und Silas besah sie sich sofort.

"18. September. Sollte ich da einen Termin drin stehen haben, wird der verschoben, keine Frage. Ich komme gern!", sagte er sofort, was mich sehr freute.

"Wunderbar!", sagte ich deshalb zu ihm.

"Silas", begann dann Manu, um ihm unser zweites Anliegen darzulegen. Wir hatten lange darüber gesprochen, ob wir das tun sollten oder nicht. Denn immerhin war Silas der beste Freund von Manu, und wir wollten diese Freundschaft durch nichts auf die Probe stellen. Das, was wir ihn fragen wollten, könnte wunderbar klappen, aber eben auch nicht. Letzlich hatten wir uns aber dafür entschieden, weil es geradezu perfekt wäre und wir uns sicher waren, dass die zwei Männer gut mit der Situation umgehen konnten. "Wir möchten dich noch etwas anderes fragen". Nun war Silas doch recht überrascht.

"Noch was fragen?", wiederholte er perplex.

"Ja. Wir würden dir gerne den Posten des persönlichen Assistenten von Megara anbieten. Bei wohlwollenden Leistungen auch mit der Aussicht, Geschäftsführer zu werden", schlug ihm Manu unser Angebot vor.

"Was?", fragte Silas verblüfft. Und das konnte ich ihm nicht verdenken, deshalb erklärte ich:

"Meine bisherige Assistentin ist nicht mehr in der Firma beschäftigt", und dachte: zum Glück!, "deshalb ist die Stelle frei. Ich denke, dein Gehalt wäre doch etwas höher als in deiner jetzigen Firma, du hättest lauter nette Kollegen um dich herum und würdest deinen Arbeitsplatz weiterhin in Sim City haben. Und der Job ist wirklich sehr abwechslungsreich", machte ich ihm den Arbeitsplatz schmackhaft.

"Lauter nette Kollegen, Silas! Denke daran!", sagte Manu grinsend und spielte darauf an, dass er dann viel mit uns arbeiten würde.

"Schon klar", grinste Silas zurück.

"Du hast natürlich Zeit, dir das zu überlegen. Außerdem brauchst du sicher noch mehr Informationen, die wir dir gerne geben werden. Nur wollten wir dir das Angebot jetzt schon unterbreiten, damit du Zeit hast, dir Gedanken darüber zu machen", erklärte Emmanuel.

"Ja, das kam jetzt doch ziemlich überraschend", gab er zu.

"Das verstehen wir. Du kannst dir den Arbeitsplatz auch gerne mal ansehen, wenn du möchtest", sagte ich zu ihm. Und Silas war damit einverstanden, einfach mal bei uns vorbeizukommen.

 

Nachdem wir das geklärt hatten, kamen wir dann schnell auf andere Themen zu sprechen und hatten noch einen schönen Nachmittag bei ihm.

Und dann war er schon da - der Tag unserer Hochzeit.

 

Weil wir die standesamtliche Trauung am Vormittag und die kirchliche Trauung am Nachmittag hatten, mussten wir früh aufstehen. Was mir nichts ausmachte, denn ich hatte sowieso vor Aufregung die halbe Nacht nicht geschlafen. Als ich aus der Dusche kam, war auch Manu schon wach.

"Ich bin so nervös!", sagte ich ehrlich zu ihm, und er nahm mich in den Arm und sagte:

"Frag` mal mich!". Schon wie er es sagte war so komisch, dass wir lachen mussten.

Dann klopfte es an unserer Tür, und nach unserem "Ja?", kam meine Mutter ins Zimmer. Sie würde mir gleich helfen, mich für die Hochzeit herzurichten. 

"Emmanuel, ich muss dich jetzt bitten, dieses Zimmer zu verlassen. Du darfst Megara jetzt nicht mehr sehen, bis wir vor dem Standesamt sind", bestimmte sie lächelnd.

"Alles klar, Chef", feixte Manu.

"Dein Anzug hängt in unserem Schlafzimmer unten", sagte sie noch zu ihm, und Manu ging los, nicht ohne mich vorher geküsst zu haben.

"Bis nachher, Liebling", sagte er.

"Bis nachher", gab ich zurück.

Als Emmanuel draußen war, setzte ich mich an meinen kleinen Schminktisch. Meine Mutter stellte sich hinter mich, sie würde mir jetzt mit der Frisur und dem Make-Up helfen.

"Megara, mein Liebes", sagte sie zu mir. "Ich freue mich so sehr, aus dir heute eine Braut zu machen". Ich sah sie im Spiegel an und konnte nicht verhindern, dass meine Augen vor Rührung ganz wässrig wurden.

"Ich mich auch", sagte ich zu ihr.

"Dein Kleid hängt noch bei Samuel im Schrank, oder?"

"Ja", antwortete ich.

"Gut. Dann hole ich das, sobald du mit dem Rest fertig bist", sagte sie. 

Und dann begann meine Mutter, aus mir eine Braut zu machen.

Bild ist verlinkt und führt zum Video.

Achtung: Durch den Klick auf das Bild kommt ihr auf eine andere Homepage!

Die Musik in diesem Video ist leider fehlerhaft. Am Ende des Videos steht Titel und Interpret, vielleicht mögt ihr euch das dann einfach parallel in der richtigen Fassung anhören, wenn ihr das Video schaut. :)

Ich versuche, das Problem noch in den Griff zu bekommen.

Nach der kirchlichen Trauung fuhren wir im kleinen Autokonvoi an einen kleinen Strand etwas außerhalb von Sunset Valley. Es hatte lange gedauert, bis wir das bei den Ämtern durchhatten, hier feiern zu dürfen, aber letztlich war das egal. Jetzt waren wir hier, und es war so wunderschön hingerichtet worden. Dazu das sanfte Plätschern der Wellen - einfach herrlich!

Während sich meine Mutter mit Mandy unterhielt...

... begutachtete mein Vater, ob unser Partyservice auch ganze Arbeit leistete. Doch er schien zufrieden, zumindest kam mir nichts Gegenteiliges an die Ohren.

Solange das Buffett aber noch aufgebaut wurde, eröffneten Manu und ich die Tanzfläche. Schon bald waren wir nicht mehr alleine dort, sondern bekamen von unseren Gästen Gesellschaft.

Ich konnte kaum die Finger von meinem frischgebackenen Ehemann lassen.

Bevor dann das Abendbuffett eröffnet wurde, wurden Manu und ich aufgefordert, uns doch bitte fotografieren zu lassen. Also setzten wir uns auf die Bank und spielten Model.

Als das Buffett eröffnet war, waren mein Vater und Onkel Johannes die ersten, die sich davon bedienten. Schien so, als hätten sie schon darauf gewartet, dass sie endlich was zu Essen bekamen.

Die Kinder sprangen die meiste Zeit irgendwo herum, für sie war das alles wie ein großer Spielplatz.

Und auf unsere kleinen Mäuse mussten wir ein ganz besonderes Auge haben, denn die fanden das alles so spannend, dass sie alles sehen wollten und wir alle Hände voll zu tun hatten, dass sie uns nicht abhanden kamen.

Das Schöne war auch, dass nun Leute miteinander reden konnten, die sonst nie die Gelegenheit dazu hatten, wie hier etwa meine Eltern und Silas.

Auch die Bar wurde schon bald in Beschlag genommen. Wir hatten verschiedene Mixgetränke geordert, die gut ankamen.

Und wie es aussah, hatten unsere Gäste auch auf der Tanzfläche ihren Spaß.

Vor allem Sam entpuppte sich als richtiger Tanzbär, der die meiste Zeit auf der Tanzfläche anzutreffen war. Als ich sah, wie er mit Tatjana tanzte, dachte ich für einen Moment, dass das ebenfalls ein hübsches Pärchen wäre. Naja, Sam war ja zur Zeit kein Single, auch wenn ich die Frau immer noch nicht gesehen hatte. Und Tatjana flog als Pilotin einfach viel zu viel um die Welt herum, als dass sie einen Mann richtig kennenlernen konnte.

Wir feierten hier bis weit nach Mitternacht. Meine Eltern waren mit den Kindern schon längst gegangen, auch Susanne samt Familie und die Wans waren schon weg, weil auch Nicole und Sabrina ins Bett mussten. Und Manu und ich schmusten auf der Bank.

Als wir zu Hause waren, hätten wir eigentlich hundemüde ins Bett fallen müssen. Stattdessen waren wir so voller Adrenalin, dass von Müdigkeit keine Spur war und wir aus dieser Nacht noch eine richtige Hochzeitsnacht machten. 

Die Eindrücke des Tages, unsere wunderschöne Hochzeit und dieses unglaubliche Gefühl, das ich bei ihm und für ihn hatte - das alles strömte jetzt noch einmal auf mich ein.

Mal waren wir stürmisch, dann wieder hielten wir uns einfach und genossen die Nähe des anderen. Zeit war unwichtig geworden, ich hätte nicht sagen können, ob der Morgen bald graute oder ob es noch lange bis dahin war.  

"Was sagt man dazu", sagte ich zu ihm, "ich schlafe mit einem verheirateten Mann". Er lachte kehlig.

"Unfassbar", sagte er, bevor wir uns wieder küssten.

"Ich liebe dich, Megara", sagte er und sah mir dabei tief in die Augen.

"Und ich dich", gab ich glücklich zurück.

Danach übermannte uns dann aber doch die Müdigkeit, und zum ersten Mal schliefen wir als Ehepaar nebeneinander ein.

Nur zwei Tage später starteten wir in die Flitterwochen. Als wir überlegten, wohin es gehen sollte, fanden wir schnell den Ort, wohin wir am Liebsten gehen würden: Nämlich dorthin, wohin uns unser erster Urlaub geführt hatte und wo auch die Zwillinge gezeugt worden waren.

Wir hatten uns wieder für ein Camp entschieden, weil wir das beim letzten Mal schon so toll gefunden hatten.

Als erstes besuchten wir den Markt hier am Ort. Es war noch recht früh und deshalb noch nicht viel los. So konnten wir uns in Ruhe umschauen. Wir brauchten ein bisschen Proviant für die Ausflüge und vielleicht auch den einen oder anderen Geheimtipp, was man besichtigen konnte.

Während ich in unserem Reiseführer stöberte, verhandelte Manu mit einer Verkäuferin. Er lächelte die arme Frau so charmant an, dass sie uns die Waren für fast die Hälfte verkaufte. Ich wusste ja zu gut, dass man diesem Lächeln einfach nicht widerstehen konnte.

Und dann fuhren wir durch die Wüste Ägyptens und besahen uns die Sehenswürdigkeiten dieses unglaublichen Landes.

Wir waren in die Nähe von zwei großen Pyramiden gekommen, doch die Sonne ging schon unter, und so konnten wir die heute nicht mehr besichtigen. In der Wüste wurde es eh immer sehr schnell dunkel.

"Liebling, stelle dich doch noch ein bisschen weiter den Hang hoch, dann mache ich ein Foto von dir mit den Pyramiden als Kulisse!", sagte Manu.

"Ähm, muss ich denn wirklich mit auf das Foto? Die Pyramiden sind doch viel beeindruckender ohne mich", warf ich ein. Ich erntete nur einen schrägen Blick von Manu und wusste schon, was der bedeutete.

"Schon gut, ich stelle mich davor", sagte ich ergeben und suchte mir eine schöne Stelle aus.

Emmanuel musste zuerst noch ein paar Einstellungen vornehmen, weil wir die Kamera neu gekauft hatten, aber dann war er bereit und knipste mich vor den Pyramiden mit dem aufgehenden Vollmond. Selbst ich musste zugeben, dass das Bild wunderbar geworden war, als ich es dann auf dem Display ansah.

"Die Kamera ist richtig klasse!", schwärmte Emmanuel. "Ich glaube, da hat der Verkäufer wirklich keinen Mist erzählt, nur um sie uns schmackhaft zu machen. Mit der kann man wirklich alles mögliche anstellen!". Er drehte die Kamera ganz glücklich in seinen Händen, und auch ich besah mir noch einmal dieses Wunderwerk der Technik.

Nur ein Stück weiter weg fanden wir eine kleine Oase. Die Sonne war jetzt schon komplett untergegangen und die Sterne kamen zum Vorschein.

"Das ist ja unglaublich schön hier!", sagte ich entzückt. Hier zu malen musste ebenfalls ganz toll sein, aber meine Staffelei war viele Kilometer von hier entfernt. Trotzdem wollte ich diesen Platz gerne genießen, und fragte Manu, ob wir hier kurz rasten konnten.

"Gerne!", sagte Manu und dann zückte er schon wieder die Kamera. "Dann kann ich mal den Nachtfilter testen, das kommt hier bestimmt richtig gut". Ich schmunzelte und setzte mich in das noch warme Gras.

Nachdem er dann zwei Bilder geschossen hatte, setzte sich Manu zu mir.

"Hast du das gesehen?", fragte er mich nach einer Weile, in der wir uns im Arm gehalten hatten.

"Was?", fragte ich und sah in die Richtung, in die Manu zeigte.

"Eine Sternschnuppe", sagte er. "Du darfst dir was wünschen"

"Du hast sie gesehen, also darfst du dir auch was wünschen", sagte ich zu ihm, und dann sah er mich an.

"Ich bin schon wunschlos glücklich", sagte er zu mir und küsste mich stürmisch.

Dann genossen wir noch eine Weile diese wunderbare Kulisse, die vor uns aufragte, und machten uns erst dann auf den Weg zu unserem Camp, als es uns doch zu frisch wurde. Die Nächte in der Wüste konnten richtig kalt sein.

Am nächsten Tag mieteten wir uns ein größeres Zelt und campten in der Nähe der Pyramiden, die wir dann auch erkunden wollten. Ein paar der Kammern waren für abenteuerlustige Leute geöffnet worden, die man selbst erkunden konnte. Das wollten wir versuchen und stärkten uns noch mal, bevor wir hinein gingen.

Manu ließ es sich auch nicht nehmen, mich beim Essen zu knipsen.

Doch dann erkundeten wir die Pyramide. Ich erinnerte mich kurz an diese Feuerfalle, die beim letzten Ägyptenbesuch in so einem Gebäude angegangen war, und hoffte doch sehr, dass uns so eine Begegnung dieses Mal erspart blieb.

Drinnen fanden wir eine Kammer, in der ein echter Sarkophag stand, den Manu sofort interessiert inspizierte.

"Der ist alt, Meg! Richtig alt! Die Hieroglyphen datieren diesen ins Jahr 2225 v. Chr., und das wäre die 7. Dynastie! Unglaublich!". Er knipste wie wild mit der Kamera drauflos, schraubte dann wieder an den Einstellungen und ich konnte nur staunen, was für eine Freude er beim Fotografieren gefunden hatte. Was so eine Kamera doch ausmachte...

 

Ich selbst versuchte mich an einem großen Schütthaufen. Vielleicht war darunter ja was versteckt?

Natürlich knipste auch ich meinen wunderbaren und mutigen Ehemann. Das musste doch für die Nachwelt festgehalten werden, dass er kein Problem damit hatte, in irgendwelchen, alten Löchern herumzufingern, um dort nach versteckten Geheimnissen zu suchen.

Während Emmanuel noch beschäftigt war, betrachtete ich mal wieder meinen Ehering. Kaum zu glauben, aber wahr! Ich war verheiratet!

Nach diesem Ausflug gingen wir wieder in unser Camp zurück und grillten. Es war so gemütlich, so rustikal. Ich hätte niemals mit einem Aufenthalt in einem 5-Sterne-Hotel tauschen wollen, wo man sich schon allein fürs Abendessen aufdonnern musste, als würde man zur Nobelpreisverleihung gehen.

 

Auch Manu fand das zur Abwechslung schön, auch wenn ich wusste, dass er gerne seine Anzüge trug und auch seinen Beruf liebte.

Natürlich standen noch mehr der alten Monumente auf unserem Besichtigungsplan, wie diese alte Dame hier. Emmanuel knipste und knipste und deckte sich hier auch mit englischer Literatur zum Thema Fotografie ein. Ich konnte nicht umhin zu denken, dass Manu hier wohl ein neues Steckenpferd gefunden hatte und hoffte, dass er sich auch zu Hause die Zeit nehmen würde, mit seiner Kamera solche tollen Bilder zu schießen.

Doch viel zu schnell waren auch unsere Flitterwochen vorbei, und ich musste Manu wieder mit anderen teilen. Bevor wir in das Haus gingen, zog mich Manu noch einmal an sich und gab mir einen Kuss.

Kaum drinnen angekommen, wurden wir schon von unseren Mäusen bestürmt. Madeleine wackelte auf ihren Vater zu, der sie sofort hochhob und sie mit den Worten begrüßte:

"Madeleine, meine Süße! Bist du schon wieder gewachsen?". Unsere Kleine lachte glücklich auf.

Sven bestürmte mich sofort, und ich nahm ihn in den Arm.

"Wir haben euch vermisst!", sagte ich zu ihm, und er antwortete:

"Wir euch auch!". Dieser seltene Anflug von Gefühlsausbruch meines Sohnes drückte mir schon fast ein paar Tränchen ins Auge.

"Schau` mal, wir haben euch auch etwas aus Ägypten mitgebracht", sagte ich zu ihm und überreichte das kleine Geschenk. Darin befand sich ein Skarabäus, ein Glücksbringer für ihn. Er freute sich darüber und verstaute ihn sofort in seiner Schultasche mit den Worten: "In der Schule kann man doch immer Glück gebrauchen!".

Im Bad traf ich auch Sam, der sich gerade nach ein paar Workouts duschen wollte.

"Hey, Honeymooner!", begrüßte er mich und ich umarmte ihn fest.

"Alles klar hier?", fragte ich ihn.

"Ja, alles klar. Das Haus steht noch, wie du siehst", lachte er. "Wie waren eure Flitterwochen?". Ich seufzte verträumt auf.

"Wunderschön", sagte ich nur, und Sam grinste mich an.

"Verliebtes Gör, du!". Dass ich ihn für diese Frechheit in die Rippen boxen musste, versteht sich von selbst.

Am Abend beschäftigten wir uns ausgiebig mit den Kindern, die uns ja nun einige Tage vermissen mussten. Ich sang mit Madeleine ein paar Kinderlieder, bevor ich sie ins Bett legte.

Emmanuel versuchte Viola klarzumachen, dass es viel besser war, seine Geschäfte nicht mehr in die Windel, sondern in das Töpfchen zu machen. Sie schien das noch anders zu sehen, zumindest schaute sie sehr kritisch drein, als sie auf dem Töpfchen thronte.

Ich las Sven noch eine Gutenachtgeschichte vor, bevor er einschlief. Und freute mich, meine Kinder wieder bei mir zu haben.

Am nächsten Tag ging ich in den Garten und blieb überrascht stehen, als ich sah, wie Sam mit der Gitarre in der Hand da stand und über die Saiten zupfte, während meine Mutter immer wieder kleine Anweisungen gab.

"Nanu, Sam? Was machst du denn da?", fragte ich verblüfft.

"Nach was sieht es denn aus?", fragte er zurück, nur um kurz darauf zu sagen: "Mist, vergriffen!"

"Samuel, nicht verkrampfen!", wies ihn meine Mutter an. 

"Ja, ich weiß", sagte er nur und spielte weiter. Ich hörte ihm eine Weile zu, bevor ich ihn fragte:

"Möchtest du das jetzt richtig lernen?".

"Hmm", machte er nur.

"Finde ich ja toll", entgegnete ich. Was wirklich so war! Ich selbst war ja nicht musikalisch, aber wenn das jemand war, fand ich das großartig. Ich hatte meine Mutter immer dafür bewundert, gleich mehrere Instrumente spielen zu können.

 

Und am nächsten Tag waren Manu und ich dann auch schon wieder in Sim City. Und zwar als Herr und Frau von Hohenstein, wer es ganz genau nahm, durfte ab jetzt auch ein Graf dazu sagen, denn wir hatten unsere Ausweise dementsprechend ändern lassen. Die Entscheidung für meinen Nachnamen war schnell gefallen. Wir wollten den bürokratischen Hickhack mit den Behörden vermeiden, damit unsere Kinder dann gleich hießen, wenn ich Lindthof angenommen hätte. Außerdem wurden Kinder ab fünf Jahren gefragt, welchen Nachnamen sie tragen wollten, so wäre Sven vor dieser Entscheidung gestanden. Und nicht auszudenken, wenn er dann als einziger noch von Hohenstein geheißen hätte!

 

Ich war Megara Gräfin von Hohenstein, mit einer zerstörten Grafschaft, die ich nicht mehr betreten hatte, seit ich die Truhe da raus geholt hatte. Und Emmanuel und ich waren nun beide die Firmeninhaber der "von Hohenstein´s Garten- und Parkbedarf"-Firma.

 

 

Weiter mit Teil 3 >>